Der (ehemalige) QuadrigaCX Exchange kam diese Woche vom Regen in die Traufe, als er zum Paradebeispiel dafür wurde, wie man mit dem Kapital seiner Kunden besser nicht umgehen sollte.
Die ohnehin schon skurrile Geschichte um das kanadische Unternehmen nahm eine weitere Wendung, als Gerichtsdokumente auftauchten, die gezeigt haben, dass letzte Woche ‚versehentlich‘ mehr als 100 Bitcoin an das Cold Wallet des verstorbenen Besitzers gesendet wurden.
Gründer und CEO Gerald Cotton, 30, war nach Komplikationen in Verbindung mit seiner Morbus Crohn Erkrankung am 9. Dezember in Indien überraschend verstorben. Ein Bericht des gerichtlich ernannten Auditors des insolventen Unternehmens, Enst & Young (EY), eröffnete nun, dass die Transaktion am 6. Februar stattgefunden hatte. Dabei handelte es sich um genau einen Tag, nachdem das Gericht dem QuadrigaCX Exchange Schutz vor Klagen der Gläubiger gewehrt hatte.
Cotton gilt als die einzige Person, die Zugriff auf die Cold Wallets der Kryptobörse gehabt haben soll.
Die 103 Bitcoins (BTC-USD, +0.19%) im Marktwert von ca. 370.000$ machten mehr als zwei Drittel der Kryptowährungen im Hot Wallet des QuadrigaCX Exchange und mehr als die Hälfte der Gelder aus, die bis dahin als an die Gläubiger zurückerstattbar gegolten hatten. Weitere Kryptowährungen im Hot Wallet der Kryptobörse beinhalten Bitcoin Cash, Bitcoin Cash SV, Ether, Litecoin und Bitcoin Gold.
Laut den Gerichtsdokumenten, die am 12. Februar in Nova Scotia (Cottens Heimatprovinz) eingereicht wurden, ist noch immer nicht klar, durch wen die Bitcoin-Überweisung vorgenommen wurde.
Die Geschichte des QuadrigaCX Exchange zieht die Kryptoindustrie damit auch weiter in den Bann. Sie führte außerdem zur Sorge in Hinsicht auf die Praktiken einiger Startups.
Laut einem Bericht von Toronto Globe and Mail (Paywall), wurde das Unternehmen mit einer ziemlich unkonventionellen Management-Struktur betrieben.
„Quadriga hatte kein physisches Büro, keine Geschäftskonten und nicht einmal eine Buchhaltungsabteilung. Kryptobörsen in Kanada sind nicht reguliert. Niemand hat das Unternehmen beaufsichtigt.“
Die Gelder des Quadriga CX Exchange bleiben verschollen
Mittlerweile gibt es bereits eine Reihe von Theorien dazu, was mit den Geldern passiert ist und was sich seit Dezember bei dem Unternehmen abgespielt hat. Besonders in Hinsicht auf die Geschichte rund um Cottons Tod sind die Nutzer des Exchanges skeptisch. Manche haben daher sogar die Veröffentlichung des Totenscheins gefordert. Hinzu kommt, dass Bloomberg vor Kurzem berichtete, dass Cotton seiner Ehefrau nur 12 Tage vor seinem Tod zur Alleinbegünstigten seines Testaments gemacht hatte.
Während sich die Geschichte weiter entfaltet, befinden sich die Kunden des QuadrigaCX Exchange und ihre Gelder in Höhe von 190 Millionen Dollar auch weiterhin im technischen und juristischen Limbo.
In der Zwischenzeit läuft das Gerichtsverfahren weiter.
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